Weilers Welt: Segler sind zu leise

Wir segeln international und sind national organisiert. Um die Interessen von Fahrtensegler auf Großer Fahrt zu vertreten braucht es aber eine laute Stimme. Es wird Zeit, für international auf politischer Bühne aktive Seglerverbände, wie dieses Beispiel aus meiner Kolumne „Weilers Welt“ in der Augustausgabe von segeln zeigt:

Ganz unauffällig

Mit einem Flugticket nach Hause ist es für Fahrtensegler auf Heimaturlaub oft nicht getan
Mit einem Flugticket nach Hause ist es für Fahrtensegler auf Heimaturlaub oft nicht getan

Für mich gehört es zum Wesen des Segelns, unauffällig zu sein. Geräuschlos ziehe ich durch eine Bucht und das Smartphone liegt irgendwo vor Spritzwasser geschützt unter Deck, unhörbar, sollte es doch eine Netzverbindung bekommen. – Ich verschwinde einfach in meine kleine eigene Welt, in der ich an nichts und niemanden denken muss. Es ist nur fair, wenn dann auch niemand an mich denkt.

Zurück an Land würde ich mir aber durchaus wünschen, dass man etwas öfter an mich denken würde oder ich zumindest eine lautere Stimme hätte.

Zuletzt war das so, als ich einen Flug von Panama nach Europa gebucht hatte: Ein einfaches Hin- und Rückflugticket, erfahre ich, reicht dafür nämlich nicht aus. Zu meinem Boot darf ich aus Europa nur mit einem weiteren Flugticket aus Panama heraus. – Zur Klarstellung: Ich kam per Boot und werde natürlich Panama auch damit wieder verlassen.

Dafür habe ich eine Fahrterlaubnis für Panama bezahlt und eine temporäre Einfuhrgenehmigung ins Land bekommen. Dokumente, die für Fluggesellschaften kein Argument sind: Von der Pressestelle von Condor erfahre ich exemplarisch: »Condor richtet sich nach den allgemein gültigen Einreisebedingungen der IATA (International Air Transport Association), die besagen, dass Besucher, die keinen panamaischen Pass haben und nicht in Panama geboren wurden, ein Rück- oder Weiterreiseticket vorzeigen können müssen.«

Delta airlines Flugticket von Toronto nach Zürich
Andenken aus Zürich: 4583 Kanadische Dollar für ein Ticket, das ich niemals benutzen wollte

Kein neues Problem auf Langfahrt, immer mehr Länder richten derartige Hürden ein: Vor einigen Jahren verweigerte mir Delta Airlines das Boarding in Zürich auf dem Rückweg zu meinem Boot nach Kanada aus dem gleich Grund. Zwei Stunden vor Abflug musste ich ein Rückflugticket von Toronto in die Schweiz kaufen: 4.583 Dollar, die bis auf 80 Euro Stornogebühr einen Monat später zumindest erstattet wurden.

Ein Einzelfall, gemessen an der Menge von Pauschal- und Rucksacktouristen in Panama. In der Marina, in der Paulinchen gerade liegt, liegen rund 160 dieser Einzelfälle, denn die meisten dieser Boote sind hier, weil ihre Besitzer einen Heimaturlaub planen. So entstehen rund 200 niemals benutzte Anschlusstickets, beispielsweise nach Costa Rica oder Kolumbien. Unterm Strich eine lohnende Regelung für Fluggesellschaften.

Da wünscht man sich, dass der IATA als internationalem Verband von Fluggesellschaften, ein lauter internationaler Verband von Seglergesellschaften gegenüberstünde. Leider ein Wunschtraum, denn dazu müssten die nationalen Fahrtenseglervereinigungen wie Kreuzer Abteilung, Trans Ocean, der Englische OCC, Amerikas SSCA und viele weitere Gruppen aufhören unauffällige Segler sein zu wollen und sich zusammenschließen und die politische Bühne betreten. – Am Ende würden sie damit wohlmöglich sogar bei von Grünkohlessen gelangweilten Vereinsmuffeln Interesse wecken.

 


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