Bunkerzeit

Einpacken. Fertigmachen. Lossegeln. Da verbringt man Monate an einem Fleck und dann fallen kurz vor der Abfahrt noch tausend Dinge ein, die man noch erledigen wollte. Und wenn sie mir nicht eingefallen wären? Dann müsste ich sie unterwegs lösen. Und mit leerer To-Do-Liste abzulegen ist sicher eine Traumvorstellung, aber wohl noch niemandem gelungen.

Das Weiß auf dem Steg hält sich hartnäckig und laut Wetterbericht wird das auch noch einige Tage so bleiben. Doch warten? Worauf? Auf den Sommer. Wenn der Schnee geht, kommt Regen, geht der Regen, kommt der Wind. Fahrtensegeln ist Leben mit dem Wetter – auch, wenn das vierkant von vorn kommt. Aus Versehen gegenan über die Nordsee ist sicher kein schlechtes Training für das geplante Gegenan über den Atlantik. Statt also auf den nächsten Grund zu warten, nicht abzulegen, krame ich wieder das gute alte „P“ aus der Flaggentüte und gehe noch einmal einkaufen. Von dem, was mit mir Hamburg verlässt, will ich bis zu den Azoren kommen. Kein Bummeln, kein Trödeln, dafür ist es bereits zu spät. Straff durch den aufkeimenden Frühling gen Westen. Ich brauche Vorankommen, nach dem langen Winter mehr denn je.

Den Strich durch die Rechnung versucht die Tide zu machen. Hochwasser gibt es nächste Woche zur Hundewache, also gegen vier Uhr morgens und das nächste Mal am frühen Abend. Mit ablaufender Tide die Elbe hinunter, das wäre eine gute Sache. Gegen die einlaufende Tide elbab ist jedoch kein Vergnügen. „Hier bestimmt nicht der Lebensrhytmus der Crew das Segeln, sondern die Tide entscheidet über auslaufen oder frühstücken.“, habe ich mal in einem Artikel über das Wattenmeer geschrieben. – Muss mich wohl daran halten, sonst heißt es bald Hoch am Wind rückwärts segeln. Besser kurze Schläge: Hamburg – Stade, mal wieder Stade. Irgendwie führt mich jeder Besuch auf der Elbe in den kleinen Hafen. Egal, es ist einer der schönsten die ich kenne. Dann folgen Glückstadt oder Brunsbüttel und es wird spannend: „Ein Stück in die Oste, ein Stück durch die Aue, dann bist du in Neuhaus… gibt aber zur Zeit keine Stege im Hafenbecken“, empfiehlt Rolf, den ich vor einem halben Jahr im schwedischen Karlskrona kennenlernte. Stege brauche ich auch nicht, aber der Slip im Hafen würde mich für zwei Tage an Land nehmen, damit ich bequem die Arbeiten am Unterwasserschiff machen kann.


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