Kalender-Aussichten

Landleben erscheint einem nach einigen Monaten Bordalltag erst einmal verwirrend. Gut erinnere ich mich an meinen ersten Besuch in Deutschland nach meiner Atlantiküberquerung. Damals kam ich in tiefem Winter hier an und besuchte gleich am ersten Tag die Kollegen in der Redaktion segeln. Deren damaliger Chefredakteur empfing mich mit einem vollen Terminplan für die damals bevorstehende Messe boot in Düsseldorf.

Termine mit Uhrzeitangabe hatte ich an Bord bis dahin zum letzten Mal beim Verlassen der Elbe, ein knappes Dreivierteljahr vorher, gehabt. Damals war ich in der Spalte des Tidenkalenders verrutscht und verpasste den Ebbstrom zum Auslaufen aus Cuxhaven um recht exakte sechs Stunden. Ob ich nun aber am Mittag oder in der Abenddämmerung in die Nordsee fuhr, war mir schnell egal.

So aber begleitete mich das Blinken des Leuchtturms Helgoland in die Abenddämmerung. Als Abschiedsbild aus Deutschland ist es mir bis heute im Gedächtnis. Langsam zog es weiter nach Steuerbord und verschwand irgendwann achteraus hinterm Horizont. – Ich notierte im Logbuch: Heimat Ade.

Kugelbarke bei Cuxhaven in der Elbmündung
Tagsüber an der Elbmündung: Ein Frachter passiert die Kugelbarke bei Cuxhaven

Bereits in dieser ersten Nacht hielt ein auch ein anderer Kalender an Bord Einzug. Seine Maßeinheiten: früher, gestern, heute Vormittag, heute Nachmittag, morgen und später.

Damit ist der Zeitbedarf einer Langfahrt ziemlich genau umschrieben. Ein engeres Muster braucht man nur sehr selten und eine Vorausplanung mit Terminen über einen längeren Zeitraum macht das Wetter ohnehin überflüssig.

An Land ist das anders. Kaum habe ich meine Absicht, in den nächsten Monaten nicht wieder nach Panama zu fliegen verkündet, ist der Terminkalender für diesen Sommer bereits proppenvoll: Nächste Woche geht es zu einem überraschenden Fotoprojekt nach Dänemark. Anschließend von dort aus mit der Fähre nach Bergen und direkt weiter zu dem schon beschriebenen Lofotentörn. Am Horizont steht danach Italien, und vor allem eine Reise, die mich zurück zu den Anfängen bringen wird:

Ein Segeltörn von Lemmer nach Kappeln, dem ersten Hafen, den ich auf meiner Segelreise mit Paulinchen angelaufen habe. Eine halbe Stunde etwa dauerte die Fahrt von Arnis dorthin. Zwar komme ich dann auf „falschem“ Kiel, aber dennoch dürften in diesem Jahr nicht viel weniger Seemeilen zusammenkommen, als im Mittel der letzten Jahre Weltenbummeln. – Nur die Sache mit dem Kalender muss ich irgendwie noch mit dem Landleben vereinbaren.

Kappeln an der Schlei erster Hafen der Weltumsegelung
Kappeln

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