Messeklönen

Nachtsegeln mit Paulinchen im Ankerfeld vor Riga. Foto: Hinnerk Weiler
Nachts allein unterwegs: Symbol für die Risiken des Einhandsegelns.

Rumstehen und schnacken. So stellt man sich „Standdienst“ bei einer Segelzeitschrift auf einer Bootsmesse vielleicht vor. Tatsächlich kommt das sogar dicht an die Realität heran. Ich gebe zu, ich mag das. Vor allem, weil ich als Herumreisender eher selten Gelegenheit habe, mit den Lesern meiner Artikel einfach Auge in Auge in Kontakt zu kommen. Die, vergangene Woche in Hamburg zu Ende gegangene, hanseboot bot eine gute Gelegenheit, wieder die Nase in den Wind zu halten und Kritik und Lob gleichermaßen direkt zu erleben.

„Einhandsegeln“, so lernt man dabei beispielsweise, „sei grundsätzlich schlechte Seemannschaft“ und darüber auch noch zu schreiben, würde dem Verfall der guten Seemannschaft nur Vortrieb bringen. Eine Diskussion, die vermutlich älter ist, als das Buch von Joshua Slocum über seine Einhandweltumesegelung 1895.

Eine erschöpfende Antwort haben natürlich auch wir im Messetrouble nicht finden können. Und so wird das Segeln mit Eieruhr und Windsteueranlage sicher auch auf künftigen Messen und Vorträgen für Gesprächsstoff sorgen. Neben dieser Kritik erlebt man natürlich auch allerlei zustimmendes Feedback: spannende Reise, aufmerksam verfolgt, toll geschrieben… Irgendwo zwischen diesen beiden Meinungspolen allerdings ist es am interessantesten. Weniger Lob, weniger Kritik, aber auf jeden Fall gute Anregungen. Immer wieder dabei, muss auch ich einsehen: „Kürzere Texte, dafür aber gern etwas öfter“. Was sonst noch direkt in die Planung ging: Ein Projekt, an dem ich schon „heimlich“ in Kanada begonnen hatte zu arbeiten, und das jetzt dank der gemeinsamen Unterstützung von Panasonic und eines Lesers in greifbare Nähe gerückt ist. Der Video-Podcast von unterwegs startet, sowie der Schnee Paulinchen in Kanada wieder frei gibt.

Paulinchen am Fels. Vor Heckanker direkt an einer Schäre festgemacht. Foto: Hinnerk Weiler
In Schweden per Heckanker direkt an die Schären

Mein persönliches Messehighlight war übrigens ganz klar die Talkrunde „Rund Ostsee“ in wechselnder Besetzung mit Merle Ibach, Bastian Hauck, Insa Preiss, Christian Irrgang, Ingo Gorodiski und mir. Wie viele andere Skipper haben wir alle die „Ostseerunde“ auf die eine oder andere Art im Kielwasser. Darüber ausführlich in einem 30 Minuten Zeitfenster auf einer Bühne zu sprechen ist nahezu unmöglich. Darum kam die Idee auf, ein weiteres Projekt zu starten. Ich selbst allerdings werde daran eher selten aktiv mitwirken können: Der Rund Ostsee Stammtisch, wird Skipper die von einer Auszeit Richtung Haparanda, St. Petersburg, Helsinki und Stockholm träumen und Crews, die den Törn gemacht haben zusammenbringen. Den ersten Termin dafür findet ihr demnächst hier und in segeln. Ob zum Kartentauschen, Routenbesprechen, Freundschaften schließen, oder eben einfach nur zum Rumstehen und Schnacken.


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Kommentare

2 Antworten zu „Messeklönen“

  1. Avatar von Klaus Wagner

    Lieber Hinnerk Weiler,

    den „immer wieder“ Anregungen kann ich mich nur zum Teil anschließen. Lieber öfter – ja gerne; aber kürzere Texte – och nööö. Niemand schreibt so interessant wie du und ich lese jeden Beitrag mit großer Freude. Immer sind auch Hintergründe, Gedanken und Gefühle in deinen Berichten, die andere Segelschriftsteller vermissen lassen.
    Weiter so!

  2. Avatar von hinnerk

    Vielen Dank! Ich werd‘ versuchen den Spagat hinzubekommen.

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